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David, Goliath, schwarz, weiß und der Rest vom Kuchen

The current battle for how the Internet will “monetize” news divides pretty cleanly between managers of established media properties and people who spend their working lives in the new-media business.

Das schreibt Michael Wolff in einem sehr guten Portrait über Rupert Murdoch – und Recht hat er.
Meine weitergehende Behauptung: die Schlacht spielt sich nicht nur zwischen jenen ab, die ihren Tag hauptsächlich im Netz verbringen, und den „Digital Naïves“, sondern auch zwischen den eher konservativen und den eher links–liberalen Medien und Verlagen. Paradebeispiele hierfür sind natürlich auf der einen Seite Murdoch und sein Medienimperium, auf der anderen Seite der ebenfalls im Portrait genannte liberale Guardian.
Aber auch in Deutschland kann man diese Grenze, wenn auch nicht ganz so schwarz–weiß, sehen: Einerseits der Axel–Springer–Verlag, der Mitte August begonnen hat, seine iPhone–Applikationen kostenpflichtig zu machen und den Nutzer alsbald möglich auch für seine Artikel bezahlen lassen möchte, andererseits „Die Zeit“, deren kürzlicher Online–Relaunch von vielen Experten für seine Handreichung an die Leserschar gelobt wurde, weil er sich der Partizipation und der Diskussion auf Augenhöhe verschrieben hat.
Wieviel von den ursprünglichen guten Vorsätzen einmal überbleiben wird, ist mindestens fraglich – ebenso, ob der ASV wirklich bald eine Mauer um seinen Inhalt ziehen wird, oder ob es sich nicht nur bloß um die üblichen Spielchen handelt, um Möglichkeiten auszuloten. Aus wissenschaftlicher Sicht sind jeweils zwei (noch dazu recht arbiträre) Beispiele sicherlich verwerflich, aber wir sind ja hier nur eine Klowand des Internets*. Also: diese zwei unterschiedlichen Herangehensweisen sind die Extreme, wie man als Medienmensch mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts umgehen kann. Repressiv–verweigernd oder kooperativ–aufgeschlossen. Konservativ oder liberal.
Meine (nicht allzu gewagte) Prognose: Wenn die liberalen Medien den Mut und den entsprechenden Atem haben, den in diesen Tagen eingeschlagenen, durchaus unwegsamen Pfad weiterzugehen; die konservativen Medien aber blind Onkel Rupert in seine Bezahl-Sackgasse folgen, gehen die Ersteren als Sieger hervor.
Sollten es die Murdoch–Anhänger dagegen schaffen, die Liberalen mit kurzfristigem Geldsegen in die dunkle Gasse zu locken, werden die Liberalen nichts mehr zu lachen haben, denn: die mit den schlechteren Argumenten schreien lauter und werden eher gehört. Das bekomm ich zwar leider nicht in meine Pfad/Sackgassen–Metapher gepresst, aber ihr, die intelligentesten LeserInnen der gesamten Welt, werdet es natürlich trotzdem verstehen.
Fürs Fazit kommt trotzdem noch eine neue Metapher um die Ecke: Bezahlinhalt als vergifteter Apfel. Schön, nicht?

(via Indiskretion Ehrensache)

Nachtrag, 0:25 Uhr: Soeben über Simon Columbus auf ein Zitat von Scott Monty gestoßen, das dieser beim mir bisher unbekannten MIMA Summit gebracht hat und das den Bezahlinhalts–Unterstützer noch mal gut einen vor den Latz knallt. Seid stolz darauf, dass die Leute euch lesen und bestraft sie nicht dafür, dass ihr euch den Werbemarkt durch die Lappen habt gehen lassen: „If you love your content, set it free. If it loves you, it will come back. If not, hunt it down & kill it.“

Nachtrag, 11. Oktober: Wie zu erwarten, war meine Schwarz–Weiß–Malerei natürlich viel zu unausgereift. Wolfgang Blau, Chefredakteur von „Zeit Online“, im Interview auf carta.info:

Was planen Sie noch in Sachen Paid Content?
Nahe liegend sind natürlich iPhone-Apps, weil die Bezahlstruktur dahinter schon vorhanden ist. Wir haben da mehrere Projekte in der Pipeline.

Ich fasse zusammen: „Zeit Online“ (die ich als positives Beispiel für eine liberale und auf Werbeerlösen ausgerichtete Seite angeführt hatte) will iPhone–Apps kostenpflichtig machen (wofür ich ASV gescholten hatte). Tja, Patrick, Thema verfehlt, 6, setzen.

* „Klowände des Internets“ stammt übrigens von Jean–Remy von Matt. Ja, der Jean–Remy von Matt, dessen Werbeagentur „Jung von Matt“ den Werbeslogan „BILD dir deine Meinung“ entwarf.


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